Kirchgemeinde Diemtigen 2001 - 2010

Das Kirchen-Gästebuch

Aus aller Welt kommen die Nachfahren von dereinst ausgewanderten Diemtigtalern. Sie sind auf den Spuren ihrer Vorfahren und hinterlassen ihrerseits Spuren ihres Lebens im Tal. Aus dem Gästebuch der Kirche Diemtigen lassen sich Familiengeschichten und Regionalgeschichte zugleich herauslesen.

Die Kirche Diemtigen als Anlaufstation für Nachkommen von Auswanderern ist nichts Neues, aber mit unserem Gästebuch kann dies eindrücklich dokumentiert werden. Es finden sich beispielsweise folgende Einträge darin:

  • G. Schütz, aus Racine, Wisconsin, USA: My grand grandfather was christened here.
  • My ancestors (Wamfpler) came from this area in the 1700's. We are visiting the towns and churches they lived and worshiped in — baptism, marriages and funerals were here. We come from Kansas, USA.
  • Nun habe ich das erste Mal meinen Heimatort gesehen, wunderschön, Knutti aus Italien.
  • Meine Vorfahren, Familien Stucki und Karlen, sind in Diemtigen geboren und im 19. Jhd. von hier nach Russland ausgewandert, um dort Käsereien aufzubauen. Mit Freude bin ich heute an meinen Heimatort zurückgekehrt. V. Wirz-Stucki, Zürich

Die Kirchenbesucher kommen aus allen Teilen der USA, aus Kalifornien, Oregon, Kansas, Wisconsin, Washington, oder aus England, Italien oder Russland. Und sie haben eines gemeinsam: Die Wurzeln ihres Stammbaumes liegen im Diemtigtal.

Allerdings gibt es den Grabstein ihrer Vorfahren längst nicht mehr; das Haus, in dem der Ururgrossvater geboren wurde, ist oft unbekannt; die Namen Wampfler, Reber, Karlen oder Klossner geben ebenfalls keine genaue Auskunft über das Stammhaus, weil es im Tal nur wenige Geschlechtsnamen gibt, die dann aber sehr häufig vorkommen. Meist ist das Einzige, was die Nachfahren wissen, dass ihr Urgrossvater aus Diemtigen, aus Zwischenflüh oder aus Schwenden stammt.

Und so besuchen sie unsere Kirche und schreiben sich neu in den Ort ein. Einige kommen auch in den Gottesdienst oder fragen zuvor gar aus den USA über die Homepage an, wann ein Gottesdienst stattfindet. Die Kirche kann so durch ihre offenen Türen die Vergangenheit von Familien lebendig machen. Die "Auslanddiemtiger" bringen uns viel Dankbarkeit entgegen für das Bewahren unseres Ortes. Sie drücken das beim Kirchenkaffee oder in sporadischen Gesprächen in der Kirche aus. Nicht selten kommen die Kontakte mit Händen und Füssen zu Stande, da die Nachfahren längst nicht mehr die Sprache ihrer Vorfahren sprechen. "Dopo 57 anni ho finalmente visto il mio paese d’origine. Paesino molto accogliente", äussert z. B. M. Hiltbrand aus Novaggio (Ticino).

Aber auch Wanderer erleben den Raum der Kirche als Ort der Kraft: "Zu Fuss bin ich unterwegs, die Tür ist offen, das Herz ist offen, ein schöner Ort. Danke unserm Herrn, ein wohnlicher Ort", lesen wir im Kirchen-Gästebuch. Oder: "What a beautiful church. We will take the memory back with us to Oregon, USA."

So strahlt unser Kirchlein in die Welt hinaus und wird zum Botschafter von mannigfaltigen Familiengeschichten, zum Bindeglied zwischen den Generationen und zum Treffpunkt zwischen Touristen und Einheimischen.

Hannes Dütschler

Impressionen Kirchgemeinde Diemtigen
Impressionen Kirchgemeinde Diemtigen
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Impressionen Kirchgemeinde Diemtigen
Impressionen Kirchgemeinde Diemtigen
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