Der Kirchgemeinderat

Die Kirchgemeinderäte betrachten sich leider meist nur als Verwaltungsbehörde, der innere Dienst beschränkt sich fast überall auf die Zudienung beim hl. Abendmahl. 1886

Es drängt sich der Gedanke auf, ob denn die Geistlichen allein verantwortlich seien für die Kirche, ob nicht die Laien, als diejenigen, welche die wichtigsten kirchlichen Rechte ausüben und bei denen in letzter Instanz die Entscheidung kirchlicher Fragen steht, auch grössere Pflichten zu erfüllen haben als früher und einen Teil der Arbeit auf sich nehmen sollten. Es ist das der noch ziemlich unbestimmte Gedanke der Laiendiakonie, wobei man in erster Linie an die Kirchgemeinderäte denkt. 1890

Administration einer Kirchgemeinde ist auch eine Aufgabe. Allerdings sollte mehr Zeit und Kraft auf die religiös-sittliche Seite des Kirchgemeinderats-Amtes verwendet werden. 1890

Es gibt Kirchgemeinderäte, welche während eines ganzen Jahres keinen Fuss in die Kirche gesetzt haben. 1898

Besuche von Kirchgemeinderäten in Kinderlehre und Unterweisung gehören wie früher zu den Ausnahmen. 1898

Unser Kirchgemeinderat betrachtet sich mehr nur als Verwaltungsbehörde. 1902

[Kirchgemeinderatsbeschlüsse]

  • Guggisberg hat beschlossen, es sei beim Verlassen der Kirche den Frauen der Vortritt zu lassen, wie dies schon an vielen Orten Übung ist. 
  • Die neue Paulusgemeinde hat eingeführt, dass Männer und Frauen beim Gottesdienst durcheinander sitzen.
  • Trub, ...dass die Mädchen die Hüte vorher im Pfarrhause abzulegen haben.
  • Biel hat die Sitte (oder Unsitte) des sogenannten Orgelzwischenspiels nach der Predigt auch eingeführt. 1906

Es geht zu weit, wenn in Ferenbalm der Pfarrer nicht Mitglied [des Kirchgemeinderates] ist, dagegen der Sigrist. 1906

Allgemein wird den Kirchgemeinderäten das Lob gezollt, dass sie gute, treue Verwaltungsbehörden seien. 1920

Das elementarste demokratische Empfinden verlangt, dass, wer vertreten sein will, auch teilnehme am kirchlichen Leben. 1930

Viel wichtiger als das Vertretungsprinzip ist der Grundsatz der Zusammensetzung des Kirchenvorstandes nach Massgabe der zu erfüllenden Aufgaben. Es müssen Leute sein, die tatsächlich zur Mitarbeit bereitstehen, die offen vor der Gemeinde, aber auch in der tiefsten Verborgenheit für die Sache des Reiches Gottes eintreten. 1930

Von den Kirchgemeinderatskandidaten darf füglich verlangt werden, dass sie sich zu möglichst regelmässiger Teilnahme am Gottesdienst verpflichten. 1930

Durch das Gemeindegesetz vom 9. Dezember 1817 ist den Kirchgemeinden die Möglichkeit gegeben, auch Frauen in ihre Vorstände zu berufen. 1930

Es wird darauf gehalten, dass nur solche Mitglieder in den Rat gewählt werden, bei denen man religiöses und kirchliches Interesse voraussetzen darf. 1940

Ein Verzeichnis der ungefähr 1800 Mitglieder der bernischen Kirchgemeinderäte aus dem Jahre 1930 zeigt folgende Zusammensetzung:

812 Landwirte
206 Beamte
202 Gewerbetreibende
138 Lehrer
71   Kaufleute
69   Uhrenmacher
55   Pfarrer
45   Fabrikanten
27   Juristen
27   Privatiers
26   Fabrikarbeiter
25   Architekten
24   Ärzte und Apotheker
24   Geschäftsangestellte
17   Wirte
16   Mechaniker
6     Weinbauern
3     Bergführer
3     Kunstmaler
2     Ingenieure
2     Geometer
1     Bankier
1     Schriftsteller
1     Oberst. 1940

Die beruflichen Aufgaben und Verpflichtungen in Landwirtschaft, Industrie, Gewerbe und Handwerk, in Büros und Fabriken nehmen Zeit und Kraft so sehr in Anspruch, dass für den freiwilligen Dienst [als Kirchgemeinderat] in der Gemeinde die Möglichkeiten oft sehr beschränkt sind. 1950

In grösseren, vorab städtischen Gemeinden, dirigieren die Richtungsvereine die Kirchgemeinderatswahlen. 1960

Häufig wird betont, die administrative Tätigkeit des Kirchgemeinderates nehme einen zu breiten Raum ein, womit die Behandlung der eigentlichen kirchlichen Fragen zu kurz komme. 1970

Die Arbeit der Kirchgemeinderäte ist gewachsen, die Zahl und Ausdehnung der Sitzungen hat zugenommen. 1970

Les conseils de paroisse sont toujours très conscients des responsabilités administratives qui leur incombent. Cela ne les empêche par de se préoccuper également de la vie spirituelle de la paroisse. 1970

Aux séances du Conseil il est parlé du culte, des actes ecclésiastiques, de la pastoration, de l'enseignement et de l'encadrement de la jeunesse. 1970

Das Verhältnis von Männern und Frauen beträgt 55:45. 1990

Überall wirken die Kirchgemeinderäte im Gottesdienst als Kelchhalter beim Abendmahl mit. 1990