Freiwilliges und ehrenamtliches Engagement als Fundament für die Kirchen - gestern, heute und morgen?

Das letzte Jahrzehnt hat im Bereich der Freiwilligenarbeit Geschichte geschrieben. International fiel der Startschuss mit dem UNO-Jahr der Freiwilligen 2001 und endete 2011 mit dem europäischen Jahr des freiwilligen Engagements.

National hat die Wissenschaft und der Staat mit neuen Publikationen die Freiwilligenarbeit ins Zentrum gerückt.

Viele Kirchgemeinden nahmen diese Anregungen auf und feierten sowohl 2001 als auch 2011 einen Kirchensonntag zum Thema "Freiwilligenarbeit".

Zwischen den zwei Kirchensonntagen  waren die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn mitbeteiligt an der Erarbeitung des ersten schweizerischen Sozialzeitausweises, der Freiwilligenarbeit sichtbar und nutzbar macht und  federführend an der Herausgabe des "Leitfadens und Arbeitsinstrumente zur Freiwilligenarbeit für reformierte Kirchgemeinden". Zudem wurden Kirchgemeinden mit dem Projekt "Feuer und Flamme" 2006 und 2009 darin unterstützt, die kirchliche Freiwilligenarbeit sichtbar zu machen.

Um die Kirchgemeinderätinnen und -räte in ihren vielfältigen und herausfordernden Aufgaben zu unterstützen, wurden neue Schulungsangebote erarbeitet und eine Auskunftsstelle aufgebaut.

Gestern: Lange Tradition

Freiwilliges und ehrenamtliches Engagement in der Kirche hat eine lange Tradition. Für den Nächsten da sein, sich für den Benachteiligten und Schwachen in der Gesellschaft einsetzen, gehört zu den Grundlagen christlichen Denkens. Freiwilliges, unentgeltliches Engagement von Jugendlichen, Frauen und Männer jeden Alters ist das Fundament und Herzstück des kirchlichen Lebens - ist unverzichtbar, bereichert die Kirchgemeinde und macht glücklich.

Und es gehört zum Wesen einer demokratischen Gesellschaft, wie auch unserer Kirche, dass Menschen sich daran beteiligen, Kirche mitgestalten, dass sie in ihr Verantwortung übernehmen, an ihrem Auftrag teilhaben und so zum Wohle aller beitragen. Schon im Petrusbrief sind wir dazu aufgerufen.:

Im Petrusbrief (1. Petr. 4,10) sind wir aufgefordert, einander zu dienen als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.

Die Reformation hat den Grundsatz vom "Priestertum aller Gläubigen" geprägt.

Alle Glieder der Kirche sind deshalb eingeladen, als ehrenamtliche Kirchgemeinderäte oder Freiwillige am Aufbau und der Gestaltung einer lebendigen Kirche mit zuwirken. Der Einbezug und die Unterstützung beim Mitwirken aller Gemeindeglieder basiert also auf diesem reformatorischen Verständnis und hat im Artikel 102 der Kirchenordnung Einzug gefunden.

Heute: Gesellschaftlicher Wandel und dessen Auswirkungen auf freiwilliges und ehrenamtliches Engagement

Unsere Gesellschaft verändert sich; der Anteil erwerbstätiger Frauen hat zugenommen, der Druck in der Erwerbsarbeit  ist grösser geworden und die Werte befinden sich in einem Wandel. Die Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft verändert sich. Das wirkt sich auch auf das freiwillige und ehrenamtliche Engagement in und für die Kirche aus. Dieses ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Nebst den  Freiwilligen, die sich für ein "Vergelds Gott" jahrzehntelang für dieselbe Sache eingesetzt haben gibt es vermehrt "neue Freiwillige" für die freiwilliges Engagement  eine win-win-Situation sein soll.

Die Behördentätigkeit, besonders in der Kirche, hat an Prestige verloren. Bei der Suche neuer Mitglieder für den Kirchgemeinderat sind die Auswirkungen besonders zu spüren.  Als leitendes Gremium braucht es eine hohe Kontinuität, oftmals hohe zeitliche Ressourcen sowie fachliche wie soziale Kompetenzen. Bei vielen Kirchgemeinden ist die Frage, wie sie in Zukunft genügend geeignete Mitglieder für den Kirchgemeinderat finden können ein zentrales Thema.

Aber gerade für die Kirche ist freiwilliges und ehrenamtliches Engagement unverzichtbar, denn jede bezahlte Stunde der Mitarbeitenden wird durch freiwillig oder ehrenamtlich Engagierte verdoppelt. Laut einer Studie von Charles Landert aus dem Jahre  2000 für die  Reformierten Kirchen Bern-Jura sind 25'000 Personen freiwillig tätig, davon 3/4 Frauen und 1/4 Männer. Zwischen  vier und 540 Freiwilligen in jeder Kirchgemeinde ermöglichen eine Vielfalt von Angeboten - vom Basar über den Besuchsdienst zur Generationen-Werkstatt, von der Kinderkirche über die Mitarbeit in Jugendlagern zum Mittagstisch für Senioren, Alleinstehende. Damit und mit ganz vielen anderen Angeboten bereichern Freiwillige die KG und leisten damit einen wichtigen Beitrag zu einer lebendigen Kirche.

Zusätzlich zu den freiwillig Engagierten, leiten, entwickeln und gestalten rund 2'400 Kirchgemeinderätinnen oder -räte die Kirchgemeinde ehrenamtlich aktiv mit.

Morgen

Freiwillige und Ehrenamtliche werden die Kirchgemeinden zusammen mit den Mitarbeitenden auch in die Zukunft tragen.

Davon sind wir überzeugt, denn das Bedürfnis nach freiwilligem Engagement entspringt  dem Partizipationsbedürfnis, dem Bedürfnis etwas Sinnvolles zu tun. Menschen wollen sich auch in Zukunft einmischen, mitgestalten, solidarisch sein mit Benachteiligten. Dazu braucht es Kirchgemeinden, welche die gesellschaftlichen Veränderungen wahrnehmen, neue Handlungsfelder für Freiwillige ermöglichen, attraktive Rahmenbedingungen in der Kirchgemeinde schaffen, den Freiwilligen im Organigramm und Leitbild der Kirchgemeinden einen Platz ausweisen und sich auf den Weg machen, Kirchgemeinderäte zu entlasten und zu unterstützen.

Ehrenamtliches Engagement – Kirchgemeinderat - eine Aufgabe zwischen Lust und Frust

Der Kirchgemeinderat mit seinen vielfältigen Aufgaben und Anforderungen, aber auch die damit verbundenen Chancen zur Mitgestaltung und Horizonterweiterung gerieten in den letzten Jahren zunehmend in den Blick. Die Resultate einer Umfrage des Kirchgemeinde-verbandes des Kantons Bern ("Aufgabenerfüllung und reduzierte Ressourcen bei den Kirchgemeinden", 2010) geben einen Überblick über die derzeit wichtigsten Sorgen und Nöte von Kirchgemeinderäten. Demgegenüber lassen gesammelte persönliche Aussagen von Kirchgemeinderatsmitgliedern an den unterschiedlichen Motivationen, Chancen und Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung durch ein Engagement im Kirchgemeinderat teilhaben:

Herausforderungen und Belastungen

Komplexität der Aufgaben
Wachsende Anforderungen verlangen von den Kirchgemeinderatsmitgliedern auch höhere fachliche Kompetenzen.

Hoher zeitlicher Aufwand
Teilweise wird ein Arbeitspensum erreicht, das die Kapazitäten eines Ehrenamtes übersteigt.

Krisenanfällige Zusammenarbeit von Behörden und Mitarbeitenden
Unklare Strukturen, Aufgaben und Zuständigkeiten erschweren die Zusammenarbeit - dies birgt Konfliktpotential.

Personalverantwortung
Führung von Mitarbeitenden gehört meist zur Aufgabe als Ratsmitglied dazu - nicht alle bringen aber entsprechende berufliche Erfahrungen mit.

Suche nach Ratsmitgliedern
Die Suche nach neuen Ratsmitgliedern ist häufig ein schwieriges Unterfangen.

Überforderung und exponiert sein
Vielfältige Aufgaben wecken Gefühle der Überforderung. Der Kirchgemeinderat als öffentliches Amt steht unter kritischer Beobachtung (Dorf, Medien).

Angeschlagenes Image der Kirche
Berichte über Kirchenaustritte, leere Kirchenbänke, Kirchendistanz vieler Zeitgenossen verschlechtern das Bild der Kirche und damit das Ansehen als Kirchgemeinderat.

Unübersichtliche kirchliche Strukturen
Aufteilung in "äussere" (staatliche) und "innere" (kirchliche) Angelegenheiten und Zuständigkeiten tragen dazu bei, dass die Orientierung nicht immer leicht fällt.

Motivation, Chancen, persönlicher Gewinn "Ich bin Kirchgemeinderat/-rätin weil..."

...ich Veränderungsprozesse, insbesondere weltliche und /kirchliche, als Herausforderung sehe. Das bietet mir die Chance, aktiv in einem spannenden Betätigungsfeld zu wirken.

...ich gerne Verantwortung übernehme und die Kirche in unserer Gemeinde mit anderen mitbeteiligten Personen mitgestalten will.
 
...ich mithelfen will, die Weichen für die Zukunft in unserer Kirchgemeinde zu stellen.

…ich die Kirche in Zeiten des Umbruchs mitgestalten und mittragen will – die Tradition bewahrend und das Feuer weiterreichend.

...das unendliche Gotteshaus verschiedene Handwerker braucht. Wir haben es geerbt, wir bewohnen es, wir werden es weiterreichen. Als Lehrling darin wird mein religiöses Interesse genährt. Durch die Verantwortung im Amt kann ich mich persönlich weiterentwickeln.

...ich gerne mit unterschiedlichen Menschen zusammen arbeite, ihr vielfältiges Wissen und ihre Erfahrungen zu Gunsten der Weiterentwicklung der Kirche in unserer Gemeinde nutzen will.

...mir die Vielfältigkeit der Aufgaben gefällt.

...die Kirche mittendrin im gesellschaftlichen Leben steht und sich einsetzt für die Friedensförderung, den Schutz der Schwächeren und ein respektvolles Zusammenleben aller Menschen – weltweit und lokal. Für diese Anliegen will ich mich einsetzen, und das kann ich am besten, indem ich aktiv in den Gremien der Kirche mitarbeite.

...die Arbeit im öffentlichen Leben mein Wissen bereichert.

...ich gerne in einem Team mitarbeite und mich für eine lebendige Kirchgemeinde und ein vielfältiges kirchliches Leben engagieren möchte.

Kirchgemeinderat - Entwicklungen, Veränderungen, neue Herausforderungen

In der Tat haben die Anforderungen an Kirchgemeinderäte und die Komplexität ihrer Aufgaben als kirchliche Behörde in den letzten zehn Jahren spürbar zugenommen. Dies ist einerseits sicher auf den allgemeinen gesellschaftlichen Wandel zurückzuführen. Dieser verlangt von sämtlichen Organisationen ein gewisses Mass an professioneller Leitung, zielorientiertem Arbeiten und die Beachtung einer Vielzahl rechtlicher Vorschriften. Andererseits haben auch Veränderungen im kirchlichen Umfeld - etwa abnehmende Mitgliederzahlen und Finanzen, Pfarrstellenreduktionen, häufiger wechselnde Teilzeitangestellte oder Sanierungen von kirchlichen Gebäuden - sich auf die Aufgabenpalette der Kirchgemeinderäte ausgewirkt.

Eine besondere Herausforderung stellt seit jeher die Zusammenarbeit zwischen den ehrenamtlichen Kirchgemeinderäten und den professionellen Mitarbeitenden dar. Unterschiedliche Vorstellungen von Kirche, Leitung und den jeweiligen Aufgaben treffen dabei aufeinander.
Im Rahmen des Prozesses zur Teilrevision der Kirchenordnung wurden die Fragen der Kirchgemeindeleitung angegangen. Der Grundsatz der gegenseitigen Achtung und Zusammenarbeit zum Wohl der Kirchgemeinde wurde dabei bekräftigt. Um das Zusammenwirken aller Beteiligten zu fördern, wurden hingegen die jeweiligen Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten genauer geklärt.
Damit hat der Kirchgemeinderat künftig aber um so mehr eine verantwortungsvolle Aufgabe inne. Von Ratsmitgliedern werden heute nicht nur Grundkenntnisse in Recht, Finanzen, Gebäudeverwaltung und Personalführung erwartet. Für ihre Funktion und Verantwortung als kirchliches Leitungsorgan ist auch ein gewisses kirchlich-theologisches Basiswissen wichtig. Ziel der gesamtkirchlichen Dienste war und ist es deshalb, die Ehrenamtlichen für ihre anspruchsvolle Tätigkeit im Kirchgemeinderat zu schulen, Weiterbildungen anzubieten, den Erfahrungsaustausch zu fördern und niederschwellige Beratungs- und Auskunftsmöglichkeiten anzubieten.

Diese Bestrebungen begannen bereits 1998: noch im Bildungszentrum Gwatt bot die damals gerade neu aufgebaute Fachstelle Freiwillige die ersten Einführungskurse für neue Kirchgemeinderäte an. Mit der Zeit kamen zahlreiche weitere Angebote dazu. Alle hatten sie zum Ziel, die Kirchgemeinderäte und insbesondere deren Präsidien in ihrer Tätigkeit zu begleiten, zu unterstützen und ihnen die dafür nötigen Kompetenzen zu vermitteln. 

Kirchgemeinderat - Schulungs- und Unterstützungsangebote

Die Kursangebote werden von Kirchgemeinderatsmitgliedern genutzt, erfreuen sich meist reger Beteiligung und werden von vielen als hilfreicher Einstieg oder unterstützend in der Kirchgemeinderatstätigkeit erlebt. Im 2010 wurde das Schulungsangebot noch systematischer ausgestaltet und in die jetzige modulare Form gebracht.

Basismodule: "Neulingen" stehen zwei aufeinander aufbauende, in verschiedenen Regionen angebotene Basismodule zur Verfügung - das einführende "Neu im Kirchgemeinderat" und das vertiefende "Mit Engagement und Kompetenz im Kirchgemeinderat". Inhaltlich können Kirchgemeinderätinnen und -räte hier Grundkenntnisse zu ihren Aufgaben und Verantwortungen erwerben (z.B. Recht, Sitzungsgestaltung, Leitung und Planung, Personalführung von Mitarbeitenden und Freiwilligen). Andererseits werden sie auch grundsätzlich mit dem Verständnis, dem Aufbau und der Identität der reformierten Kirche sowie dem Arbeitsumfeld der Ref. Kirchen Bern-Jura-Solothurn vertraut gemacht.

Vertiefungsmodule: Je nach Bedarf können ergänzend spezielle Vertiefungsmodule besucht werden, beispielsweise zur "Entwicklung von Zielen und Tätigkeitsschwerpunkten", zur "Gewinnung von Freiwilligen" zur "Suche neuer Ratsmitglieder", künftig etwa auch zur "Konfliktlösung" oder zum "Projektmanagement".

Kirchgemeinderatspräsidentin/Kirchgemeindepräsident werden: Als Einführung in die ganz speziellen Aufgaben und Anforderungen in einem Kirchgemeinderatspräsidium können angehende Präsidentinnen und Präsidenten im jährlichen Turnus zudem ein Spezialmodul besuchen.

Ressortangebote: auch für verschiedene Ressorts (Finanzen, Personal, Liegenschaften) finden in regelmässigen Abständen spezielle Einführungen statt. Ein themenorientierter Weiterbildungstag für Kirchgemeinderäte und -rätinnen ist für 2013 in Planung.

Sekretariat: das Sekretariat hat als "Drehscheibe einer Kirchgemeinde" und massgebliche Entlastungsmöglichkeit des Kirchgemeinderates in administrativen Belangen an Bedeutung gewonnen. Auch für Sekretariats-Mitarbeitende werden deshalb regelmässig  Kurse angeboten.

Weil Kirchgemeinderäte stets wieder mit neuen Aufgaben und Fragestellungen konfrontiert werden, besteht auch Bedarf an fachkundiger Auskunft und Beratung. 2004 gab dies den Anstoss, eine bereichsübergreifend vernetzte "Auskunftsstelle Kirchgemeinderat" einzurichten. Sie steht Kirchgemeinden als Anlaufstelle zur Verfügung: konkrete Fragen werden beantwortet, benötigte Informationen oder Unterlagen rasch zur Verfügung gestellt oder zuständige Auskunftspersonen oder Berater/innen weitervermittelt. Dass diese Auskunftsstelle einem Bedürfnis entspricht, belegen die jährlich wachsenden Anfragen. Die Auskunftsstelle wird also auch künftig weitergeführt und möglichst gut auf die Bedürfnisse und Anliegen von Kirchgemeinden ausgerichtet werden.

Weiterführende Informationen zu den Kirchgemeindebehörden, zur Suche neuer Kirchgemeinderäte, zur Auskunftsstelle sowie praktische Arbeitshilfen und Mustervorlagen für den Kirchgemeinderatsalltag finden sich auf der Website: www.refbejuso.ch/kirchgemeindebehoerden

Freiwilliges Engagement Vom Helfen zum Partizipieren

Viele Freiwillige in der Kirche verstehen ihr Engagement als gelebte Solidarität, als soziales oder diakonisches Handeln in Kirche und Gesellschaft aus dem Evangelium heraus. Dem Mitmenschen zu dienen gründet aus jüdisch-christlicher Sicht auf der Menschenliebe Gottes.

Die Beweggründe für ein Engagement sind jedoch so verschieden, wie Menschen und die Engagements verschieden sind. Es sind nicht wenige Menschen freiwillig tätig, weil sie sich für bestimmte Werte einsetzen und anderen helfen wollen. Die Kirche kann auf diesen altruistischen Werten aufbauen und ist so einigermassen resistent gegen Wirtschaftskrisen, wo z.B. das freiwillige Engagement vor allem da zurückgegangen ist, wo es um Spass geht und weniger um zwischenmenschliche Bindungen

Nebst diesen traditionellen Freiwilligen, die sich eher im helfenden Bereich engagieren, gibt es auch in den Kirchgemeinden vermehrt "neue" Freiwillige mit zusätzlichen Motiven. Statt Verpflichtung wird eine selbstgewählte Aufgabe gesucht. Geben und Nehmen müssen im Einklang stehen, die Aufgaben sollen sinnstiftend, lehrreich, zeitlich begrenzt sein und Freude machen, Freiwilliges Engagement soll in neuen Experimentierfeldern passieren können, Kontakt mit den Verantwortlichen soll wertschätzend und auf Augenhöhe passieren, Partizipation soll ermöglicht werden,  die Anerkennung dem Einsatz angepasst sein. Für ein freiwilliges Engagement in der Kirche müssen die Rahmenbedingungen stimmen (Anerkennungsformen, zeitlicher Einsatz, Weiterbildungsmöglichkeiten, Spesenregelung, Begleitung etc.).

Beiden gemeinsam ist, dass die Sinnfrage zentral ist. Das freiwillige Engagement kann so zu einem Teil der Identität werden.

Auch wenn der Anteil Freiwilliger in den letzten zehn Jahren nicht signifikant abgenommen hat, müssen sich die Kirchgemeinden auf dem "Markt der Freiwilligenorganisationen" behaupten, damit sie auch in Zukunft auf genügend Engagierte für eine aktive Gemeinde zählen können.

Unterstützung für die Kirchgemeinden

Dieses Jahrzehnt war für die Freiwilligenarbeit in Staat, grossen Nonprofit-Organisationen und in den Kirchen zentral. Gestartet wurde mit dem UNO-Jahr der Freiwilligen 2001. Dies gab der Freiwilligenarbeit auch in der Kirche Kraft um Neues anzugehen. Nebst diversen Bildungs- und Beratungsangeboten wurden den Kirchgemeinden folgende neue  Hilfsmittel und Unterstützungen angeboten:

Sozialzeitausweis

Die reformierten Kirchen Bern-Jura waren schon 1999 Geburtshelfer bei einem kantonalen Sozialzeitausweis, der dann in der Folge des UNO-Jahres in den ersten schweizerischen  Sozialzeitausweis, der Freiwilligenarbeit anerkennt, sichtbar und nutzbar macht, einfloss. Damit verbunden war auch, dass viele Organisationen sich auf einen Rahmen, was Freiwilligenarbeit ist, einigten: Freiwilligenarbeit ist ein gemeinnütziger Beitrag an Mitmenschen und Umwelt, der aus freiem Willen und unentgeltlich geschieht, die bezahlte Erwerbsarbeit ergänzt, zeitlich befristet ist und dessen Verpflichtungen selbst gewählt worden sind. (aus: Leitfaden und Arbeitsinstrumente zur Freiwilligenarbeit für reformierte Kirchgemeinden 2010, Sozialzeitausweis)

In zahlreichen Kirchgemeinden wird mit den Standards des Sozialzeitausweises gearbeitet und der Sozialzeitausweis unentgeltlich allen Freiwilligen abgegeben. Aus der kirchlichen Praxis kam auch der Wunsch, dass es eine Unterstützung beim Ausfüllen der Sozialzeitausweise als Kompetenz- und Tätigkeitsnachweise braucht.

Wegleitung

Um die Kirchgemeinden beim Ausfüllen der Sozialzeitausweise zu unterstützen, wurde die Wegleitung erarbeitet. Dieses elektronische Arbeitsmittel hilft beim Erstellen von Sozialzeitausweisen als Kompetenz- und Tätigkeitsnachweise mit  vorformulierten Textbausteinen zu 20 Tätigkeiten und mit Kompetenzlisten zu den 80 häufigsten kirchlichen Tätigkeiten in vier Themengebieten.

Feuer und Flamme

Das Feuer der Freiwilligenarbeit muss immer wieder genährt werden, wenn es lange brennen soll und die Funken auf viele kirchennahe und kirchenfern Menschen überspringen sollen. Daher wurden in den Jahren 2006 und 2009 den Kirchgemeinden Ideen und Unterlagen wie kirchliche Freiwilligenarbeit sichtbar gemacht werden kann, zur Verfügung gestellt. Dieses Angebot nutzten viele Kirchgemeinden und setzten das Thema vielfältig um.

Leitfaden mit Arbeitsinstrumenten zur Freiwilligenarbeit in reformierten Kirchgemeinden

Zur Bewältigung der grossen Veränderungen in der Gesellschaft, die sich auch auf die Motive und Wünsche der Freiwilligen auswirkten, wurden den Kirchgemeinden ein praxisnaher Leitfaden mit Arbeitsinstrumenten zur Verfügung gestellt.

Ausblick

Wird auch im nächsten und übernächsten Zehnjahresbericht über unzählige Personen, die sich freiwillig und ehrenamtlich engagieren  zu lesen sein - oder wird es, durch den Rückzug ins Private immer schwieriger werden, genügend Freiwillige und Ehrenamtliche zu finden?

Gelingt es uns, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen und nicht mehr nur zu überlegen, wo wir Freiwillige für bestehende Angebote brauchen, sondern vermehrt  einen Rahmen zuschaffen, der Partizipation ermöglicht und somit die vorhandenen Talente und Begabungen in der Kirchgemeinde mit den Bedürfnissen, die  in der Kirchgemeinde  bestehen zu verknüpfen, kann die Idee des Sauerteiges umgesetzt werden.

Damit die freiwillig Engagierten auch in Zukunft eine wichtige Rolle für die Lebendigkeit und Vielfalt der Kirchgemeinden spielen,

"Die Kirche als Gemeinschaft lebt nur da, wo sich viele verschiedene Menschen mit ihren Fähigkeiten und Begabungen einbringen können." (Zitat aus Begleitbroschüre des Kirchensonntags 2001)

werden wir die Kirchgemeinden auch im nächsten Jahrzehnt auf diesem Weg mit  verschiedenen Angeboten unterstützen:

  • mit neuen Angeboten wie "Rundgang in Geschichten" und weiteren innovativen Projekten
  • mit umfassenden und völlig neu erarbeiteten  Arbeitsblättern zur Unterstützung der Arbeit in den Besuchsdiensten
  • mit Fachtagungen für eine neue partizipative Freiwilligenkultur
  • mit Weiterbildungen für Verantwortliche für Freiwilligenarbeit für die Suche, das Begleiten und Anerkennen von Freiwilligen sowie Sichtbarmachen und Erkunden von neuen Einsatzorten.
  • mit neuen Weiterbildungsangeboten für Besuchende und einer jährlichen Fachtagung
  • mit Einführungen in den neuen Sozialzeitausweis, der in Anlehnung an das europäische Jahr des "freiwilligen Engagements" ab der Neuauflage im Jahre 2013 neu DOSSIER FREIWILLIG ENGAGIERT heissen wird und sich optisch und inhaltlich den wandelnden Bedürfnissen der Organisationen, Freiwilligen und der Arbeitswelt anpassen wird.
  • ........

Ines Walter Grimm
Annemarie Bieri

Hinweis

Vgl. auch Bericht unter den Beiträgen zu den Finanzen Finanzielle Entwicklung "wider Erwarten günstig"

Links

Literatur

BfS: Freiwilligenarbeit in der Schweiz, www.statistik.admin.ch

Freiwilligen-Monitor Schweiz, Isabelle Stadelmann-Steffen et. al, Seismo Zürich, 2010