Zweiter Weltkrieg

Für viele Ehen wurde die lange Mobilisationszeit zu einer schweren Belastungsprobe, welche nicht alle aushielten. 1940

Auch die Mobilisation hat da und dort ungünstig gewirkt. Ein Bericht redet von der ungeheuren Rolle, die der Alkohol in unserer Armee spielt, ein anderer beklagt, dass durch den Dienst Trinker rückfällig werden, ein dritter, dass dann und wann nächtliche Gelage von Offizieren, deren Lärm und Ausschreitungen dem Volke die Betrachtung aufnötigten, weshalb dem Offizier erlaubt sei, was für den Soldaten die schwerwiegendsten Folgen nach sich ziehe. 1940

Wie sich das in das Ende der Berichtsperiode fallende Kriegserlebnis in der Seele unseres Volkes spiegelte und wie die Mobilisation unserer Armee sich bis dahin im Volksleben ausgewirkt hat:

  • Gedrückte Verzagtheit,
  • Fatalistische Ergebung,
  • Vertrauende Festigkeit, busswillige Beugung,
  • Eschatologische Erregung,
  • Universalistischer Optimismus. 1940

Die Frage nach dem "Warum lässt Gott das zu?" ist naturgemäss erwacht. 1940

Die Frage nach der göttlichen Gerechtigkeit gab vielen zu denken. Es schlich sich viel Zweifel in die Häuser hinein. Aber es war auch oft ein tapferes Wort des Glaubens zu hören. 1940

Die Mobilisation hat die Kräfte der Frauen, der Alten und der Kinder in einer noch nie erlebten Weise beansprucht, vor allem in der Landwirtschaft. 1940

In den Familien hat die Mobilisation auch etwa wohltätig gewirkt. Die Frau bekommt endlich etwas Geld, das der Mann ihr sonst knapp verabfolgte. Und ihr Leib geniesst etwas Schonzeit. 1940

Die Leute erwarten von der Kirche jetzt eine christliche Deutung der Zeit, Trost in ihrer Angst, Aufmunterung zur Treue in ihrer Alltagsarbeit, die vielfach unter erschwerten Umständen geleistet werden muss. Für solche Verkündigung findet man willige Hörer. 1940

Durch den Krieg ist die ökumenische Zusammenarbeit jäh unterbrochen, aber die ökumenische Verpflichtung nur um so deutlicher und dringlicher geworden. 1940

Soviel ist gewiss, dass die Welt schon seit langem und jetzt erst recht nach dem Zusammenbruch des ersten Völkerbundsexperiments und nach der gegenwärtigen Kriegskatastrophe von der Kirche ein deutliches, rettendes Wort erwartet mit Bezug auf die Kriegs- und Friedensfrage. Ein solches Wort könnte eine Tat sein. 1940

[Radio] Der Umstand, dass die furchtbaren Nachrichten von Krieg und Elend im gleichen Zug mit Jazz, Musik und komischen Einlagen gehört werden, bringt die Leute dazu, nichts mehr wirklich ernst zu nehmen. 1940

Die Fürsorge für körperlich und geistig Schwache, zum Teil Unheilbare, gewinnt eine besondere Bedeutung in einer Zeit, da anderswo nach dem Grundsatz der Euthanasie das Leben geistig und körperlich gebrechlicher Menschen, die für den Staat nicht ein Aktivum, sondern ein Passivum bedeuten, frühzeitig zum Abschluss gebracht wird. 1940

Nicht verschwiegen ist die fatale Folge, welche die zeitweilige Sperrung des elektrischen Stromes für die Kirchenheizung auf den Gottesdienstbesuch ausübte. Es gab zu reden, dass Dancings und Kinos ihren Kunden mit gut geheizten Räumen aufwarten konnten, während Kirchen kalt blieben. Man erinnerte sich auch der Seuchenjahre, da wegen Ansteckungsgefahr Kirchen geschlossen wurden und Wirtshäuser offen blieben. 1950

Die Lohnausgleichskasse wirkte sich ungeheuer segensreich aus, sicherte den sozialen Frieden und trug sogar zu einer Eheflut in den Kriegsjahren bei. 1950

So stellte sich uns der Einfluss der Mobilisations- und Kriegszeit auf die Jugend dar:

  • Der Vater fehlte
  • Kinder und Pflegekinder sind überarbeitet
  • Knaben lassen sich von der Mutter nicht mehr kommandieren
  • Die materiellen Werte steigen im Kurs. 1950

[Flüchtlinge] Verschiedentlich wird die Praxis des Justiz- und Polizeidepartementes und der Fremdenpolizei während der Kriegsjahre bei aller Anerkennung der schwierigen Arbeit kritisch beurteilt. 1950

[Flüchtlinge] Die Intervention des Kirchenbundvorstandes im August 1942 beim Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement zugunsten der Flüchtlinge wurde auch von der Berner Kirche mitgetragen. 1950

[Frau Dr. Gertrud Kurz] Zahllose Hilfesuchende gingen in dem gastlichen Haus an der Sandrainstrasse aus und ein, um Trost und Hilfe zu empfangen. 1950

Regelmässig wurden lange Zeit hindurch allmonatlich Flüchtlingsgottesdienste in Bern gehalten. 1950

Ein hartes Los traf die Rückwanderer. Vordem in zum Teil sehr angesehenen und einträglichen Stellungen, gewöhnt an gehobene Lebenshaltung, sahen sie sich gezwungen, in ihr Heimatland und in oft kleine und enge Verhältnisse zurückzukehren und sich einzuordnen. 1950

Wegen Abwesenheit der Dienstpflichtigen mussten sich Frauen, alte Leute und Kinder überanstrengen. 1950

Die Rationierung war ein Meisterstück und erhielt uns im Verein mit der Verdienstersatzordnung den sozialen Frieden. 1950