Kirchgemeinde Oberbipp 2005

Archäologischer Rundgang macht Funde aus anderthalb Jahrtausenden öffentlich sichtbar

Die Kirche Oberbipp ruht auf archäologisch reichem und national bedeutendem Grund. Seit dem 2005 abgeschlossenen Umbau, bei dem ein kreuzungsfreier Rundgang eingebaut wurde, sind die Zeugnisse aus den vergangenen 1700 Jahren nun auch dem Publikum zugänglich. 

Nach drei Jahren intensiver Vor- und Umbauarbeiten konnte im August 2005 die Einweihung des archäologischen Rundgangs unter der Kirche Oberbipp gefeiert werden. Der Tag der offenen Kirche war ein voller Erfolg, reisten doch rund 350 Besucherinnen und Besucher nach Oberbipp. An mehreren Führungen erhielten die geladenen Gäste, Sponsoren und die interessierte Bevölkerung auf eindrückliche Art Geschichtsunterricht.

Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit. Der Innenraum der Kirche Oberbipp – im Mittelalter Johannes dem Täufer geweiht – ist in den Jahren 1959/60 restauriert worden. Dabei wurden Mauern verschiedener Vorgängerkirchen freigelegt. Sie stammen von einer römischen Gutshofanlage, einer frühchristlich/frühmittelalterlichen Memoria, frühmittelalterlichen Gräbern, einer Dreiabsidenkirche, einer dreischiffigen Pfeilerbasilika sowie den Fundamenten der heutigen Anlage von 1686.

Die vor mehr als vierzig Jahren, auf einer Fläche von rund 300 m2 ausgegrabenen Überreste wurden vom Bund als national bedeutend eingestuft und unter einer Betondecke sichtbar belassen. Schmale und mitunter gefährliche Gänge ermöglichten einen Zugang, jedoch nur für "Eingeweihte". Eine Konservierung der Funde sowie deren Auswertung und Publikation blieben damals aus.

Den Anstoss für die Neugestaltung brachte 1999 die Aussenrenovation der Kirche. Damals kam in einer Mauer ein bemaltes Verputzfragment zum Vorschein, das den Kopf einer weiblichen Heiligen, eines Engels oder einer klugen Jungfrau darstellt. Der Fund ist ein überaus wichtiges Zeugnis für die Berner Malerei. Weil das Fragment nie übertüncht worden war, ist seine Oberfläche nahezu unversehrt erhalten. Es dürfte im späten 14. Jahrhundert entstanden sein. Im Jahr 2002 wurde, dank der Kostenübernahme durch den bernischen Heimatschutz, eine Nische in der Kirche eingebaut. So kann "das Köpfchen von Oberbipp" in einem würdigen Rahmen der Öffentlichkeit gezeigt werden.

Damals machte der archäologische Dienst des Kantons Bern die Kirchgemeinde darauf aufmerksam, dass die Anlage unter der Kirche saniert und konserviert werden müsste. Dr. Daniel Gutscher vom Archäologischen Dienst Bern und Architekt Markus Meier vom Architekturbüro Blum und Grossenbacher, Langenthal arbeiteten ein Projekt zur Sanierung aus. Ziel der Neugestaltung war, einen kreuzungsfreien Rundgang zu realisieren, der es erlaubt, mit geführten Gruppen die wichtigsten Überreste zu besichtigen. Dazu waren ein begehbarer Weg, ein Steg mit Brüstungen, eine Lichtführung, eine Beschilderung, die Konservierung heikler Mauerpartien, Orientierungstafeln und ein Flyer zum Objektrundgang zu schaffen. Eine Zugänglichkeit für ungeführte Besichtigungen wurde aus Sicherheitsgründen nicht angestrebt.

Die Gesamtkosten beliefen sich auf knapp 250'000 Franken. Der Lotteriefond kam für 100'000 Franken und der kantonale archäologische Dienst für 60'000 Franken auf. Für den Rest hatte die Kirchgemeinde eine Spendenaktion gestartet, bei der mehrere zehntausend Franken gesammelt wurden. Dabei übernahm Bundesrat Samuel Schmid als Burger von Attiswil die Schirmherrschaft. Für die verbleibenden Kosten kam die Kirchgemeinde auf.

Die Arbeit, die die Kirchgemeindepräsidentinnen, Anna Maria Wyssenbach und Margreth Röthlisberger, während der Sanierung der Ausgrabungen unter der Kirche geleistet haben, ist beeindruckend. In kurzer Zeit ist es ihnen gelungen, ein für uns wichtiges, geschichtliches Zeugnis Interessierten zugänglich zu machen. Sie haben diese zusätzliche, übergeordnete Aufgabe und die vielfältigen Kontakte als sehr bereichernd erlebt.

Ruth Furer, Kirchgemeindepräsidentin

Das so genannte Köpfchen von Oberbipp
Das so genannte Köpfchen von Oberbipp
Kirche Oberbipp
Kirche Oberbipp
Der neue archäologische Rundgang im Untergrund der Kirche
Der neue archäologische Rundgang im Untergrund der Kirche

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