Kirchgemeinde Röthenbach 2005

Die zweite Kirche

Um die vorletzte Jahrhundertwende baute die Kirchgemeinde Röthenbach eine zweite Kirche, die Dorfkirche. 2005 wurde das hundertjährige Jubiläum gebührend gefeiert. Einblick in die Entscheidungsprozesse von damals geben die Protokolle des Kirchgemeinderates.

"Am zweiten Wochenende gab es nochmals unheimlich viel Schnee, nassen, schweren Schnee", erinnert sich Pfarrer Herbert Held, "und bei den Proben machte die Orgel vorübergehend schlapp". Der Festgottesdienst zum hundertjährigen Jubiläum der Dorfkirche am 24. April 2005 konnte trotzdem planmässig stattfinden; unter feierlicher Mitwirkung der Musikgesellschaft Röthenbach sowie den geladenen Ehrengästen. Am Wochenende davor hatte es bereits Anlässe für die jüngere Generation gegeben, unter anderem ein Konzert mit der Gruppe "Stachudraht". Dazu kam ein Wettbewerb zum Thema "Unsere Kirche". Der erste Preis ging an das Gemälde des Röthenbacher Kunstmalers Silvio Zanin. Alles in allem war das Jubiläum ein generationenübergreifendes, das ganze Dorf einbeziehendes Projekt.

Es sei das erste Mal gewesen, erzählt Pfarrer Held, dass der Kirchgemeinderat sich "etwas so Grosses" zugetraut habe. Das engagierte Zusammenwirken bei der Organisation des Jubiläums habe sie zu einem Team zusammen geschweisst. Und so bleibt das "Bewusstsein, gemeinsam etwas auf die Beine gestellt zu haben," eine der schönsten Erinnerungen von Herbert Held.

Ein Blick in die Archive zeigt, wie und warum es um die Jahrhundertwende in Röthenbach überhaupt zu einem Kirchenneubau kam, hatte die Gemeinde doch schon die altehrwürdige Würzbrunnenkirche. Diese steht etwas ausserhalb des Dorfes und war durch einen etwa zwanzigminutigen Fussmarsch zu erreichen. Deshalb, so Herbert Held, hätten Gottesdienste und weitere Aktivitäten damals eher im Dorf stattgefunden. Im Protokoll vom 19. Juni 1892 wird über die unhaltbaren Zustände geklagt: "Der Raum in der jetzigen Predigtstube [heutiges altes Schulhaus] sei zu eng, daher für den Pfarrer das Predigen schwer; Schule und Unterweisung stören einander gegenseitig, die Leichengebete stören die Schule, die früher geschlossen werden muss; die im Schulhaus abgehaltenen Gemeinderatssitzungen sind nicht geheim und beeinträchtigen den Zivilstandsbeamten; es könnte einmal Unglück geben, weil das Gebäude, besonders in den Kellerbalken morsch wird..."

1896 beschliesst die Kirchgmeinde den Neubau mit 63 zu 44 Stimmen. "Ohne weitere Beratung geht hierauf die Versammlung auseinander." Es sollte allerdings noch etwas dauern bis 1904 dann der Spatenstich erfolgte.

Was Pfarrer Held an den alten Protokollen interessiert, sind die Prozesse, die damals abliefen. So wurde z. B. die Bedingung formuliert, dass die Würzbrunnenkirche weiterhin in Betrieb bleiben solle. "Noch heute ist es so, dass sich ein Teil der Gemeinde eher mit der Würzbrunnenkirche identifiziert, ein anderer mit der Dorfkirche", stellt Held fest. Dabei wäre mit heutigen Verkehrsmiteln die Distanz zum Dorf eigentlich kein Thema mehr. Das sei wohl eine über Generationen gewachsene Loyalität zu einem Gotteshaus. Wie dem auch sei, spätestens mit dem Jubiläum ist nach hundert Jahren auch die zweite Kirche definitiv in der Gemeinde angekommen.

Herbert Held, Kathrin Hönig

Impressionen Kirchgemeinde Röthenbach
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